Transparentes Zeitmanagement an Schulen – Was Lehrkräfte und Schulleitungen aus dem Bremer Pilotprojekt lernen können Bremen wagt ein bundesweit einzigartiges Experiment: Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 startet die Hansestadt ein Pilotprojekt zur digitalen Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte. Unterstützt von der Deutschen Telekom Stiftung, soll dabei untersucht werden, wie transparentes Zeitmanagement die Arbeit an Schulen verändern, entlasten…

Transparentes Zeitmanagement an Schulen – Was Lehrkräfte und Schulleitungen aus dem Bremer Pilotprojekt lernen können
Bremen wagt ein bundesweit einzigartiges Experiment: Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 startet die Hansestadt ein Pilotprojekt zur digitalen Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte. Unterstützt von der Deutschen Telekom Stiftung, soll dabei untersucht werden, wie transparentes Zeitmanagement die Arbeit an Schulen verändern, entlasten und strukturieren kann.
Warum Zeiterfassung in Schulen nötig ist
Die Realität an deutschen Schulen ist seit Jahren geprägt von einer enormen Arbeitsbelastung. Offiziell gemessen wird dabei fast ausschließlich das Deputat – also die Zahl der Unterrichtsstunden. Doch die Arbeit einer Lehrkraft endet längst nicht, wenn die Schüler den Klassenraum verlassen. Vorbereitung, Nachbereitung, Elterngespräche, Korrekturen, Konferenzen, Fortbildungen oder die Mitarbeit in Projekten – all das sind zeitintensive Tätigkeiten, die bisher im System unsichtbar bleiben.
Diese Intransparenz führt zu Überlastung, dem Gefühl permanenter Fremdbestimmung und der Schwierigkeit, schulische Arbeit fair und effizient zu organisieren. Genau hier setzt das Pilotprojekt an: Mit digitaler Zeiterfassung soll die tatsächliche Arbeitsrealität sichtbar gemacht werden.
Erkenntnisse aus der Expertise: Mehr als Unterrichtsstunden zählen
Bereits eine 2023 veröffentlichte Studie des Bildungsexperten Mark Rackles im Auftrag der Telekom-Stiftung machte deutlich, dass das Deputatsmodell den Anforderungen moderner Schule nicht mehr gerecht wird. Es erschwert Flexibilität, verhindert Teamarbeit und belohnt nicht jene Tätigkeiten, die für die Schulentwicklung entscheidend sind – etwa kollegiale Zusammenarbeit oder die Betreuung digitaler Projekte.
Eine systematische Erfassung aller Aufgaben schafft hingegen die Möglichkeit, Belastungen fairer zu verteilen, Engpässe sichtbar zu machen und gezielt Freiräume für Neues zu schaffen.

Chancen für Schulleitungen und Kollegien
Das Bremer Pilotprojekt eröffnet Schulen drei entscheidende Lernfelder:
- Transparenz schaffen
Lehrkräfte sehen erstmals schwarz auf weiß, wofür ihre Zeit tatsächlich aufgewendet wird. Diese Transparenz erlaubt es, Belastungsspitzen zu identifizieren und besser gegenzusteuern. - Ressourcen gezielt einsetzen
Schulleitungen erhalten eine fundierte Grundlage, um Arbeitszeit nicht nur nach Unterrichtsstunden, sondern nach tatsächlichen Aufgaben zu organisieren. Das ermöglicht eine gerechtere Aufgabenverteilung und eröffnet Spielräume für Teamarbeit, die bisher im Alltag oft untergeht. - Neue Organisationsmodelle entwickeln
Mit den gewonnenen Daten können Schulen über das klassische Deputatsmodell hinausdenken. Modelle, die projektbezogene Arbeit, flexible Einsatzplanung oder eine stärkere Einbindung multiprofessioneller Teams berücksichtigen, werden greifbarer.
Lehrkräfte entlasten, Schule modernisieren
Die Arbeitszeiterfassung ist kein Selbstzweck. Sie zielt darauf ab, Freiräume für pädagogische Arbeit zu schaffen. Lehrkräfte könnten beispielsweise feste Zeiten für kollegiale Kooperation oder Innovationsprojekte reservieren – statt diese Tätigkeiten in ohnehin überfüllte Stundenpläne zu quetschen.
Zudem ließe sich durch die Analyse klarer darstellen, welche Tätigkeiten unbedingt in Lehrkraft-Hand gehören und wo andere Fachkräfte – etwa Schulsozialarbeit, Verwaltung oder IT-Support – sinnvoll unterstützen können.
Datenschutz und Vertrauen als GrundlageDamit Zeiterfassung akzeptiert wird, ist ein sensibler Umgang mit den Daten zentral. Entscheidend ist, dass die erfassten Informationen nicht zur individuellen Leistungskontrolle, sondern ausschließlich zur organisatorischen Weiterentwicklung genutzt werden. Vertrauen zwischen Lehrkräften und Schulleitungen ist die Voraussetzung, damit das Projekt als Chance und nicht als zusätzliche Belastung wahrgenommen wird.Erfahrungen aus der Praxis: Haptische Lösungen wie TimeSpin
Ein Blick in die Praxis zeigt, dass digitale Zeiterfassung nicht allein auf Softwarelösungen beschränkt sein muss. Systeme wie TimeSpin haben in den letzten Jahren gerade im Bildungsbereich eine hohe Akzeptanz erfahren. Das Besondere: Die Zeiterfassung erfolgt über haptische Geräte, die Lehrkräfte intuitiv bedienen können – auch ohne ständige Bildschirmarbeit. Gleichzeitig lassen sich die erfassten Daten flexibel sowohl online als auch offline nutzen.
Diese Kombination aus einfacher Handhabung, klarer Visualisierung und sicherer Datensynchronisation schafft Vertrauen und reduziert die Hemmschwelle zur Nutzung. Die Erfahrung aus zahlreichen Projekten belegt: Je unkomplizierter die Lösung, desto größer die Bereitschaft der Lehrkräfte, sie im Alltag anzuwenden. Genau dieser Ansatz könnte auch dem Bremer Pilotprojekt helfen, nachhaltig Akzeptanz und Wirkung zu entfalten.
Fazit: Bremen als Vorreiter
Mit dem Pilotprojekt setzt Bremen ein starkes Signal: Schule darf nicht länger nur in Unterrichtsstunden gedacht werden. Ein modernes Bildungswesen braucht ein transparenteres, flexibleres und gerechteres Zeitmanagement, das sowohl die Belastungen der Lehrkräfte berücksichtigt als auch neue Formen schulischer Organisation ermöglicht.
Sollte das Experiment gelingen, könnte es zum Modell für andere Bundesländer werden – und damit den Weg ebnen für eine Schule, die Arbeitszeit realistisch erfasst und echte Freiräume für pädagogische Qualität schafft.
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