Teilzeit-Falle für Eltern mit Kindern.
Eltern mit Kindern sind oft benachteiligt.
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Arbeitsmarkt am Limit: Kann Flexibilität die Teilzeitfalle überwinden?

Während Unternehmen Fachkräfte suchen, stecken viele Frauen in Teilzeit fest. Ein Blick auf Ursachen und mögliche Auswege.

Bremen, 10. September 2025 – Teilzeitarbeit ist längst kein Randphänomen mehr, sondern prägt den deutschen Arbeitsmarkt entscheidend: Laut Statistischem Bundesamt arbeitet inzwischen fast jede zweite Frau in Teilzeit – mit steigender Tendenz. Für viele bedeutet das geringere finanzielle Unabhängigkeit, schlechtere Karrierechancen und ein höheres Risiko, dauerhaft in der sogenannten „Teilzeitfalle“ zu verharren. Gleichzeitig fehlen in vielen Branchen Arbeitskräfte, während Frauen nach wie vor den Großteil unbezahlter Sorgearbeit übernehmen.

Ursachen für die Teilzeitfalle

„Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem: Frauen wollen oft mehr arbeiten, können es aber nicht“, sagt Michaela Hermann von der Bertelsmann-Stiftung. Gründe seien unter anderem fehlende Kitaplätze, die ungleiche Verteilung von Familienarbeit und steuerliche Regelungen, die Zweitverdienende benachteiligten. Laut Berechnungen des ifo Instituts fehlen derzeit über 300.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren.

Doch auch nach der Kita bleiben viele Frauen in Teilzeit. „Die Familienorganisation hat sich dann meist eingespielt, und flexible Modelle zum Aufstocken fehlen“, erklärt Katharina Wrohlich, Genderökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Flexible Arbeitszeitmodelle als Lösung

Expertinnen und Experten fordern daher nicht nur einen Ausbau der Kinderbetreuung, sondern auch eine größere Vielfalt an Arbeitszeitmodellen. Jobsharing, variable Wochenstunden oder Teilzeit mit Gleitzeitoption gelten als Möglichkeiten, Erwerbsarbeit besser an unterschiedliche Lebensphasen anzupassen. In der Praxis scheitert die Umsetzung jedoch oft an fehlenden digitalen Strukturen – gerade im Mittelstand.

„Oft wird mit Excel-Tabellen gearbeitet oder nach Zuruf, was weder transparent noch effizient ist“, sagt Oliver Otto, Sprecher des Bremer Unternehmens TimeSpin, das sich auf digitale Zeiterfassung spezialisiert hat. Lösungen wie die Kombination aus haptischem Zeiterfassungswürfel und Software könnten hier Abhilfe schaffen, indem sie flexible Arbeitszeitmodelle technisch leicht abbildbar machen.

Politik und Wirtschaft in der Verantwortung

Auch die neue Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) betont die Bedeutung flexibler Modelle: „Wir müssen mehr Frauen in den Arbeitsmarkt holen.“ Neben Kinderbetreuung seien vor allem digitale Strukturen notwendig, die Arbeitgebern wie Arbeitnehmern Flexibilität ermöglichen.

Dass sich Investitionen in Familienfreundlichkeit lohnen, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger: Demnach bringen entsprechende Maßnahmen Renditen von bis zu 40 Prozent – durch weniger Fehlzeiten, geringere Fluktuation und höhere Motivation.

Ausblick

Die Diskussion um die „Teilzeitfalle“ zeigt, dass es mehr braucht als politische Ankündigungen: Neben einer besseren Betreuungsinfrastruktur sind praktikable Arbeitszeitmodelle gefragt, die Frauen wie Männern echte Wahlmöglichkeiten eröffnen. Digitale Lösungen können dabei helfen, Flexibilität und Transparenz im Alltag umzusetzen – und so den Arbeitsmarkt insgesamt moderner und familienfreundlicher zu gestalten.

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