Billable Hours unter Druck: Warum Anwälte oft weniger abrechnen, als gedacht
Bremen, 13. September 2025 – In internationalen Großkanzleien gelten 1.500 bis 2.000 abrechenbare Stunden pro Jahr als Standard. Mittelständische Kanzleien erreichen häufig nur die Hälfte. Doch ist das ein Zeichen mangelnder Effizienz – oder steckt mehr dahinter?
Realität statt Hochglanzzahlen
Ein Arbeitsjahr umfasst nach Abzug von Urlaub, Feiertagen, Fortbildungen und krankheitsbedingten Ausfällen rund 42 Wochen. Bei einer 40-Stunden-Woche ergibt das etwa 1.680 Stunden. Davon entfallen jedoch regelmäßig mehrere Stunden pro Woche auf nicht abrechenbare Tätigkeiten wie Mandatsakquise, interne Organisation, Weiterbildung oder Verwaltung. Übrig bleiben oft weniger als 1.500 Stunden – selbst in ambitionierten Kanzleien.
Hinzu kommen die unvermeidlichen Momente des Arbeitsalltags: Pausen, E-Mails, Rückfragen oder Gespräche im Team. „Das ist keine Ineffizienz, sondern Realität“, betonen Juristinnen und Juristen. Wer ausschließlich nach der Stoppuhr arbeitet, riskiert, genau jene Fähigkeiten zu vernachlässigen, die Mandanten schätzen: Verhandlungsgeschick, Kreativität, Empathie und juristische Tiefe.
Zeitfresser erkennen – und einordnen
Viele dieser Unterbrechungen lassen sich nicht vermeiden. Sie machen die Arbeit menschlich – und sind Teil dessen, was die Qualität anwaltlicher Beratung ausmacht. Gleichwohl bleibt die Frage: Wie lässt sich die Arbeit so dokumentieren, dass Abrechnung und Realität übereinstimmen?
Transparenz statt Fantasie-Stunden
Experten fordern mehr Ehrlichkeit bei der Zeiterfassung. Denn Billable Hours sollten kein Mythos sein, sondern ein realistisches Abbild anwaltlicher Arbeit. Moderne Tools setzen genau hier an: Statt umständlicher Tabellen oder nachträglicher Rekonstruktion helfen digitale Systeme, Tätigkeiten unmittelbar festzuhalten.
Beispielsweise setzen einige Kanzleien auf haptische Lösungen wie den TimeSpin-Würfel aus Bremen: Mit einer einfachen Drehbewegung werden Tätigkeiten erfasst und automatisch gespeichert. Die Daten synchronisieren sich in Echtzeit und schaffen so eine transparente Basis für die Abrechnung.
Fazit: Fairness schafft Vertrauen
Ob Großkanzlei oder kleine Einheit – Mandanten erwarten heute nachvollziehbare Abrechnungen. Wer Prozesse ehrlich abbildet und digitale Hilfsmittel nutzt, stärkt nicht nur die Effizienz, sondern auch das Vertrauen. Am Ende entscheidet weniger die Zahl der Stunden als der Mehrwert, den Anwältinnen und Anwälte ihren Mandanten bieten.